Das Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit (APUG)

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Menschen benötigen eine Umwelt, in der sie gesund leben können. Aus diesem Grund wurde 1999 in Deutschland das Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit (APUG) auf den Weg gebracht. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) stellten es noch im selben Jahr der Öffentlichkeit auf der 3. Europakonferenz für Umwelt und Gesundheit in London vor. Seit 2002 wirkt auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit. Als Bundesoberbehörden sind das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das Robert Koch-Institut (RKI) sowie das Umweltbundesamt (UBA) beteiligt.
Auf der Ebene der Bundesländer wird das APUG durch die Länder-Arbeitsgruppe Umweltbezogener Gesundheitsschutz (LAUG) koordiniert.

Das Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit beruht auf der zehn Jahre zuvor in Frankfurt verabschiedeten Europäischen Charta zu Umwelt und Gesundheit. Zwischenzeitlich wurden die Leitgedanken durch die Beschlüsse zur nachhaltigen Entwicklung (in Rio de Janeiro 1992) und der damit verknüpften Strategie “Gesundheit für alle” der Weltgesundheitsorganisation weiterentwickelt.

Deren programmatischen Dokumente sind u. a. in der Agenda 21 bzw. in Gesundheit 21 niedergelegt. Mit dem APUG wird erstmals ein ganzheitlicher Ansatz zur Bearbeitung der komplexen Fragen an der Schnittstelle der Politikfelder Umwelt und Gesundheit verfolgt. Das Aktionsprogramm umfasst Strategien und Maßnahmen, die das Verständnis über die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit vertiefen und die Information und Kommunikation über entsprechende Risiken verbessern sollen.

Es sieht eine Weiterentwicklung der Umweltpolitik vor, um bestehende Umweltgefährdungen bzw. darauf beruhende Gesundheitsbelastungen durch neue anspruchsvolle Umweltqualitätsziele zu reduzieren. Hierbei sollen in besonderem Maße die Umweltbelastungen und umweltbedingten Gesundheitsbeeinträchtigungen von Kindern Berücksichtigung finden.

Das Aktionsprogramm vernetzt die Bereiche Umwelt-, Gesundheits- und Verbraucherschutz auf Bundes- und Länderebene sowie in Kommunen und bindet Nichtregierungsorganisationen (NROs/NGOs) in die Arbeit mit ein.

Ziele

Im Mittelpunkt des APUG stehen folgende Themenkomplexe:

  • Aufklärung:
    Die Bevölkerung soll über umweltbedingte Gesundheitsrisiken und gesunde Ernährungsweisen verstärkt informiert werden.
  • Forschung:
    Forschungsprojekte, z.B. zur Schadstoffbelastung und -empfindlichkeit von Kindern und Jugendlichen oder zur biologischen und chemischen Belastung von Innenräumen, sowie zu Lärm, Strahlung und zur Umweltmedizin, beschäftigen sich mit umweltbedingten Gesundheitsrisiken, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene noch besser vor Gesundheitsrisiken durch Umwelteinflüsse schützen zu können.
  • Kinder und Jugendliche:
    Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen soll vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt und der Einfluss vor Schadstoffen auf den kindlichen Organismus untersucht werden. Maßnahmen, die Kinder schützen, kommen gleichzeitig dem Schutz der gesamten Bevölkerung zu Gute. Damit unterstützt das Aktionsprogramm eine Politik der nachhaltigen Entwicklung.

Inhalte

Die Forschungsprojekte sowie Informations- und Aufklärungsaktivitäten befassen sich insbesondere mit folgenden Themen:

  • Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor schadstoffbedingten Gesundheitsrisiken
  • Durchführung von umfangreichen Surveys zur Ermittlung der umweltbedingten Belastungen von Kindern und Jugendlichen
  • Förderung einer gesundheits- und umweltbewussten Lebensweise durch die Ermittlung und Darstellung von Risiken z.B. im Wohnbereich sowie von Produkten, Ernährung oder Strahlung
  • Erarbeitung von Maßnahmenvorschlägen, Handlungsempfehlungen und Aufklärungsmaterialien zum Schutz vor umweltbedingten Gesundheitsrisiken sowie zur Information der Öffentlichkeit
  • Verbesserung der Risikobewertung und der Risikokommunikation
  • Erforschung umweltmedizinischer Zusammenhänge
  • Durchführung von Modellprojekten zu Umwelt und Gesundheit auf der lokalen Ebene

Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen

Die Beteiligung von Nichtregierungsorganisationen (NROs/NGOs) an der Kommunikation und Umsetzung der Ziele des APUG ist unabdingbar. Durch die Einbeziehung relevanter gesellschaftlicher Kräfte soll der Schutz von Kindern vor umweltbedingten Gesundheitsbeeinträchtigungen stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft verankert werden.

Zur besseren Koordination der Aktivitäten und Projekte von NROs/NGOs in den Themenfeldern Kinder, Umwelt und Gesundheit wurde daher im Rahmen des APUG im Jahr 2001 das „Netzwerk Kindergesundheit und Umwelt“ gegründet und zeitweise finanziell gefördert. Das Netzwerk bildet eine breite Koalition aus medizinischen Fach- und Berufsverbänden, Gesundheitsinitiativen, Umweltverbänden, Elterninitiativen sowie Kinder- und Jugendorganisationen. Das Netzwerk beteiligte sich u. a. am APUG durch die Veröffentlichung der Kinderagenda für Gesundheit und Umwelt 2001, 2004 und 2010 sowie der Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen.

In diesem Sinne agiert auch das Projekt „Kinder-Umwelt-Gesundheit“ an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) im Studiengang „Gesundheitsförderung und -management“ als Kooperationspartner des „Netzwerkes Kindergesundheit und Umwelt“.

Durchführung

Das Aktionsprogramm wurde auf der Grundlage verschiedener Vorstudien entwickelt. Bereits 1997 publizierte das Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) beim Deutschen Bundestag die Vorstudie (Nr. 47) und 1999 den Endbericht (Nr. 63) zu “Umwelt und Gesundheit”. Im Auftrag verschiedener Nichtregierungsorganisationen bzw. Fachverbände legt der Arzt und Publizist Till Bastian 1998 den „Aktionsplan Umwelt und Gesundheit in Europa“ vor. 1999 veröffentlichte der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) das Sondergutachten „Umwelt und Gesundheitsrisiken richtig einschätzen“.

Die Forschungsprojekte und Aktivitäten des Aktionsprogramms liegen gesammelt im APUG-Bericht 1999-2005 vor oder sind auf den Internetseiten des APUG unter www.apug.de abzurufen. Das Bundesforschungsministerium erstellte mit der Publikation “Umwelt & Gesundheit – Beispiele aus der Forschungspraxis” im Jahr 2003 ebenfalls einen Überblick zum Forschungsstand. Allerdings wurde es bereits Ende der 90er Jahre versäumt, ein eigenständiges Forschungsprogramm zu „Umwelt und Gesundheit“ durch das Bundesministerium aufzulegen.

Der Großteil der Aktivitäten wurde im Zeitraum zwischen 1999 und 2005 in Form von Projekten durchgeführt und abgeschlossen. Die weiteren Arbeiten richten sich nach der politischen Schwerpunktsetzung der Bundesregierung und sind inhaltlich mit dem Schwerpunkt Kindergesundheit auf der 4. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit 2004 in Budapest mit den damals 52 Staaten der WHO-EURO beschlossen worden. Die Ergebnisse sollen auf der 5. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit 2010 in Parma vorgestellt werden. Während im nationalen Kontext die Fördergelder zum APUG stark zurückgefahren wurden, ist auf der Europäischen Ebene 2007 ein weiteres Förderprogramm aufgelegt worden (vgl. Forschungsförderung).

Die Nationale Kontaktstelle (NKS) “Umwelt und Gesundheit” im NKS Netzwerk Umwelt unter der Projektträgerschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll die Antragsteller unterstützen.

Europäische Konferenzen ‘Umwelt und Gesundheit’

Basierend auf der Erkenntnis, dass europaweit Verbesserungen im Bereich Umwelt und Gesundheit nur in enger Kooperation der Verantwortlichen aus beiden Sektoren möglich sind, fand 1989 in Frankfurt (a.M.) die 1. Europäische Konferenz Umwelt und Gesundheit statt. Im Abstand von jeweils fünf Jahren folgten Konferenzen in Helsinki/Finnland, London/Großbritannien, Budapest/Ungarn. Das Regionalbüro der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO-EURO) organisiert die Treffen von heute 53 Staaten.

1989 Frankfurt 1. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit
1994 Helsinki 2. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit
1999 London 3. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit
2004 Budapest 4. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit
2010 Parma 5. Europakonferenz Umwelt und Gesundheit
Weitere Informationen zu den jeweiligen Konferenzen finden Sie hier.

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